Viertklässler auf den Spuren der Walddorfer „Ritter“
„Gab es in Walddorf Ritter oder eine Ritterburg?“ Diese und noch viele andere Fragen interessierten die Viertklässler der Gustav-Werner Gemeinschaftsschule brennend. Mit ihrer Lehrerin Cornelia Frank hatten sich die Kinder im Fach Sachunterricht eingehend mit dem Leben im Mittelalter beschäftigt. Da lag natürlich die Frage nahe, wie war denn das bei uns hier am Ort? Gab es Ritter? - Ja, es gab sie!
Die Hobbyhistorikerin und pensionierte Lehrerin Roswita Decker-Röckel führte die Kinder zu unserer „Walddorfer Ritterburg“ und zeigte anhand des gleichen Mauerwerks von Pfarrhaus und Kirchturm, dass hier vor ungefähr 800 Jahren die Herren von Walddorf eine ummauerte Burg bewohnten. Der heutige Kirchturm fungierte damals als Bergfried, als Schutzturm, und man konnte nur durch die kleine, auf fünf Metern Höhe angebrachte Holztür an der Nordseite in den schützenden Turm gelangen. Das große Kirchenportal existierte damals nämlich noch gar nicht! Drei Generationen der Herren von Walddorf lebten 1270-1408 in dieser Burganlage. Der letzte Adelige „Marquard von Walddorf“, Priester und Arzt, starb 1408 und wurde im Kloster Maulbronn begraben, da sein Bruder Wölfelin dort Mönch war.
Weitere Stationen auf dem mittelalterlichen Rundgang waren die erste Schule in Walddorf, die nachgewiesenermaßen seit 1551 als Folge der Reformation und als eine der ersten Schulen im weiten Umkreis gelten darf.
Von den spannenden Berichten begeistert, aber an diesem frostigen Tag mächtig durchgefroren, durfte sich die Klasse in der Vinothek unseres italienischen Feinkostgeschäftes „Gusto Italiano“ wieder aufwärmen. Hier stärkten sich die Kinder mit ihrem mitgebrachten Vesper – schweigend, wie bei den Mönchen im Kloster - und erfuhren nebenher so manches über das ehemalige Gasthaus zum Ochsen. An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an Familie Quadrino!
Ein Highlight bildete aber das sogenannte Schloss aus dem Jahr 1579. Die Inschrift auf dem Schlussstein des schönen Renaissancebogens gab nämlich ein Rätsel auf:
Welche drei Worte stehen oben am Bogen, die bei der Ausfahrt zu lesen sind?
Pfiffige Köpfe waren hier gefragt, die ihre Lösung nicht hinausposaunen, sondern nur den beiden Lehrerinnen ins Ohr flüstern durften. Die Lösung wird an dieser Stelle nicht verraten! Schauen Sie selbst bei Ihrem nächsten Spaziergang durch Walddorf nach! Viel Erfolg!
Und noch eine Kuriosität kam zur Sprache: Wie kamen die Bewohner des Schlosses bei feindlichen Angriffen unbeschadet in den schützenden Kirchturm? Man erzählt sich, dass es einen unterirdischen Geheimgang zwischen Schloss und Kirchturm gab! Uh, spannend!
Der Rückweg zur Schule führte dann an den beiden Zehntscheuern vorbei. Hier konnten die Kinder ihr Vorwissen über die mittelalterliche Ständegesellschaft erweitern und bekamen eine konkrete Vorstellung vom Leben des Bauernstandes in ihrem Heimatort. Für die Kinder entstand so ein lebendiges Bild von “ihrem Alt-Walddorf“!
Zum Abschluss dieses interessanten Rundganges erhielten die Kinder einen Flyer des „Historischen Rundwegs“ und Frau Decker-Röckel ein großes Dankeschön!